Feilen, Drehen, Messen, in den ersten Wochen der Ausbildung lernen die neuen Auszubildenden die Grundlagen ihres Berufes. In den neuen zusätzlich geschaffenen Räumen des Ausbildungszentrums geht dies besonders gut. (Wael Almhamid ist im ersten Bild im Vordergrund zu sehen)
21 junge Menschen mit Flüchtlingshintergrund, 12 aus dem europäischen Ausland und 77 aus der Region Coburg und Gera starteten am 1. September eine Berufsausbildung bei dem fränkischen Druckluftspezialisten. Eine bunte Mischung, die einige Herausforderungen mit sich gebracht hat und bringt, die aber auch viele Chancen bietet.
Als einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region verfügt Kaeser Kompressoren über sehr hohe Kompetenzen rund um die Ausbildung von Fachkräften. Kaeser-Azubis gehören im IHK-Bezirk bayern- und bundesweit zu den Besten. Diese Kompetenz setzt Kaeser nun mit dem Ziel ein, alle Auszubildende zu einem erfolgreichen Berufsabschluss zu begleiten und so eine echte Integration im Unternehmen, im sozialen Umfeld und in der Region zu unterstützen.
Großartige Basis
Hassan Saddiki (24) und Wael Almhamid (19) haben die ersten Tage der Ausbildung hinter sich und erste Erfahrungen gesammelt. Hassan stammt aus Spanien. Er ist erst seit fünf Monaten in Deutschland. In seinem Heimatland gibt es kein duales Ausbildungssystem. Im Gegensatz zu Deutschland wird dort nur theoretisch gelernt - in der Schule. „Ich interessiere mich für die Arbeit mit Metall und zuhause gab es die Möglichkeit einer solchen Ausbildung nicht. Jetzt kann ich lernen, was ich möchte“, sagt er. Wael stammt aus Syrien, er ist schon fast zwei Jahre hier und sein Deutsch ist hervorragend. Auch er mag die Arbeit mit Metall und die Zusammenarbeit mit den anderen jungen Menschen. „Das was ich hier lerne, dass behalte ich für immer. Es ist eine großartige Basis“, ist er hörbar stolz. Das Engagement von Kaeser beeindruckt sie. Beide freuen sich, dass die Auszubildenden schon in den ersten Tagen zu einem großen Team zusammengewachsen sind.
Gerade bei den jungen Menschen mit Flüchtlingshintergrund war allerdings der Aufwand im Vorfeld sehr hoch. „Es war nicht leicht, geeignete Kandidaten zu finden“, blickt Ausbildungsleiter Rüdiger Hopf zurück. In den Heimatländern der meisten Flüchtlinge und auch der europäischen Jugendlichen ist eine duale Ausbildung unbekannt. Bei den Geflüchteten kommt hinzu, dass sie häufig keine Zeugnisse haben und ihre Kompetenz anfänglich kaum eingeschätzt werden kann. Deshalb wurde der praktische Weg gewählt und rund 70 Aspiranten mit Flüchtlingshintergrund durchliefen zwischen Februar und August 2016 ein Praktikum bei Kaeser Kompressoren – im Regelfall zwischen vier und acht Wochen.
Investition in Erweiterung
Deutlich mehr Auszubildende als im Vorjahr, das bedeutet auch deutlich mehr Platz- und Personalbedarf. Damit die Auszubildenden optimale Lernbedingungen vorfinden, wurde kräftig investiert und das Ausbildungszentrum um rund 400 Quadratmeter erweitert, zusätzliche Werkzeugmaschinen angeschafft und zwei zusätzliche Ausbilder eingestellt. Da häufig auch die Sprache noch eine große Hürde ist, hat Kaeser eine Deutschlehrerin eingestellt, die firmenintern zusätzlichen Sprachunterricht erteilt.
Neben der Arbeit spielt auch die Unterbringung eine wichtige Rolle. Wenn gewünscht, können die neuen Auszubildenden im firmeneigenen Wohnheim unterkommen. Die ehemalige Coburger Jugendherberge wurde gekauft, modernisiert und zu Wohnungen umgebaut. 30 Zimmer stehen nun den jungen Menschen zur Verfügung.
06. Okt. 16 , Abdruck frei – Beleg erwünscht